Inszenierung und Gewalt

Nationalsozialistische Propaganda und das Reichsparteitagsgelände in Nürnberg

Inszenierung und Gewalt

2016

Exkursionsbericht

 

Leitung: Dr. Moritz Florin

 

Am 28. November 2016 organisierte der Lehrstuhl für osteuropäische Geschichte einen Ausflug in das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände in Nürnberg. Im Rahmen eines Proseminars zur Geschichte der Propaganda im Nationalsozialismus bot es sich an, diesen zentralen Ort der Inszenierung nationalsozialistischer Herrschaft zu besuchen, um dort nicht nur über die Inhalte, sondern auch über den aktuellen Umgang mit den Überresten der Propaganda zu sprechen.

Noch heute zeugen auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände im Süden Nürnbergs gigantische Baureste vom Größenwahn des nationalsozialistischen Regimes. Das  Dokumentationszentrum in der unvollendet gebliebenen Kongresshalle befasst sich mit den Zusammenhängen zwischen „Faszination und Gewalt“, das heißt nicht nur mit der Propaganda selbst, sondern auch mit ihren Folgen. Im Zentrum stehen dabei die Reichsparteitage, die die NS-Propaganda zur Inszenierung einer vermeintlichen „Volksgemeinschaft“ nutzte.

Bild: Eingang zum Dokumentationszentrum; CC-BY-3.0, https://de.wikipedia.org/wiki/Benutzer:KaterBegemot.
 

Der insgesamt sechsstündige Workshop war aufgeteilt in gemeinsame Sitzungen, eine Führung durch die Ausstellung sowie einen Rundgang über das Reichsparteitagsgelände. Diskutiert wurde dabei einerseits über die Inhalte der Propaganda, andererseits über Methoden und Strategien. Bei dem Spaziergang über das zugige Gelände wurde auch über die Rolle und Bedeutung von Architektur für den Nationalsozialismus diskutiert. Dabei ging es nicht zuletzt um die weiterhin aktuelle Debatte über Maßnahmen zum Erhalt der monumentalen Bauten, die sich zum Teil in einem desolaten Zustand befinden.

Die Führung durch die Ausstellung und über das Reichsparteitagsgelände sowie der anschließende Workshop wurden durchgeführt von Herrn Markus Neher vom Kunst- und Kulturpädagogischen Zentrum der Museen in Nürnberg (KPZ). Das Programm des KPZ wurde für die Arbeit mit Schulklassen entwickelt. Anders als im Umgang mit den Schulklassen war Herr Neher jedoch darum bemüht, die Studierenden auch zur Reflektion über das pädagogische Begleitprogramm und über die Gestaltung der Ausstellung anzuregen. Die Leitfrage lautete dabei, wie Wissen über Propaganda vermittelt werden kann, ohne sich in ihren Bann ziehen zu lassen. Gerade auch im Hinblick auf die Tatsache, dass viele der Studierenden in Zukunft selbst im Bereich der Geschichtsvermittlung tätig sein werden, ergab sich eine angeregte Diskussion, die auch in der Folgewoche im Proseminar fortgesetzt werden konnte.

 

 

Dr. Moritz Florin                                                       Erlangen, 24.1.2017