Römerstädte in den Gallischen und Germanischen Provinzen

Römerstädte in den Gallischen und Germanischen Provinzen

2013

Unter der Leitung von Frau Agnes Luk, M.A., und Herrn Dr. Bernhard Kremer führte der Lehr­stuhl für Alte Geschichte vom 02. bis 11. September 2013 eine Exkursion durch unter dem Motto „Römerstädte in den Gallischen und Germanischen Provinzen“. Dieses Projekt wurde von Ihnen, den Freunden und Förderern der Geschichtswissenschaft an der FAU Erlangen – Nürnberg e.V., mit einem namhaften Betrag finanziell unterstützt. Im Folgenden möchten wir Ihnen daher im Sinne eines Rechenschaftsberichtes einen Eindruck vom Verlauf der Reise vermitteln.

Erstes Ziel war Augusta Raurica (das heutige Kaiseraugst in der Nähe von Basel), an der Gren­ze zum freien Germanien gelegen und eine der wenigen Siedlungskolonien in den Gallisch-Germanischen Provinzen. Dort besuchte unsere Gruppe (insgesamt 13 Studierende) den ar­chäologischen Park. Von den zahlreichen Ausgrabungsstätten und teilweise sehr gut restaurier­ten Baudenkmälern der antiken Stadt seien hier lediglich genannt das Theater, ein Amphithea­ter, das Podium einer imposanten Tempelanlage (sog. Tempel auf dem Schönbühl), der Fo­rumsbezirk mit wiederhergestellter Curia sowie ein Tempelbezirk unsicherer Zuweisung.

Einer der Höhepunkte der Exkursion war sicherlich der Besuch der französischen Metropole Lyon, in der Antike lange Zeit die wichtigste Stadt Galliens überhaupt. Das Interesse der Gruppe konzentrierte sich hier zunächst auf die sehr gut konservierten Theateranlagen auf dem Mt. Fourvière (auf welchem das Zentrum der antiken Stadt zu suchen ist), sowie das Amphitheater am Fuße des Hügels. Letzteres war Teil jenes heiligen Bezirkes, in dem sich einmal jährlich Ab­gesandte aller gallischen civitates zu einer Art Landtag trafen und der wesentlich zur überragen­den Bedeutung des antiken Lyon beitrug. Wichtigster Programmpunkt war indes der Besuch des „Musée de la civilisation Gallo-Romaine“, der wohl wichtigsten Dauerausstellung zur gallorömi­schen Kultur überhaupt, anhand derer sich auch die Geschichte der antiken Stadt von den An­fängen in spätrepublikanischer Zeit bis zum Beginn des Mittelalters in einzigartiger Weise nach­vollziehen lässt.

Fast in Sichtweite Lyons liegt Vienne. Heute eine eher unbedeutende Provinzstadt, zählte sie in der Antike zu den reichsten und bedeutendsten Zentren der Gallia Narbonensis, der südlichsten aller römischen Provinzen. Davon zeugen noch heute einer der am besten erhaltenen römi­schen Tempel überhaupt sowie eine riesige Theateranlage.

Nach dem Besuch von Lyon und Vienne ging es zurück in Richtung Norden. Unser nächstes Ziel war Autun im Herzen von Burgund. Wer die Stadt heute besucht, ahnt nicht, dass sie in der Antike Lyon an Größe kaum nachstand. Als Bildungsstätte für die gallische Aristokratie und Hauptstadt der Haeduer, eines der bedeutendsten gallischen Stämme, genoss auch Augusto­dunum lange Zeit überregionale Bedeutung. Zeugen einer großen Vergangenheit sind noch heu­te zwei Stadttore, ein Theater sowie der sog. Janustempel extra muros.

Die Gründung Autuns fällt in augusteische Zeit. Davor war das etwa 25 km entfernte Oppidum Bibracte das Stammeszentrum der Haeduer. Bibracte, schon von Caesar in seinen Komment­arien über den gallischen Krieg mehrfach erwähnt und auf dem über 800 Meter hohen Mt. Beu­vray strategisch sehr günstig gelegen, kann als das am intensivsten erforschte keltische Oppi­dum überhaupt gelten. Schon im Vorfeld unseres Besuches in Autun führte uns daher der Weg zum Gelände des Oppidums, wo wir uns einen Eindruck von der Lage und Ausdehnung sowie der dortigen Ausgrabungstätigkeit verschafften.

Autun war das letzte noch in Frankreich gelegene Reiseziel. Von hier aus ging es weiter zu ei­nem 3tägigen Aufenthalt nach Trier. Bereits in augusteischer Zeit gegründet, wurde Augusta Treverorum in der Spätantike zur Kaiserresidenz und damit für einige Jahrzehnte zu einer der wichtigsten Städte des Römischen Reiches. Die Anwesenheit mehrerer Kaiser ist noch heute in der Stadt „sichtbar“. Die Kaiserthermen, die kolossale Palastaula sowie eine Doppelkirche (der Vorgänger des Trierer Doms sowie Liebfrauen) entstanden in dieser Zeit. Zum Besichtigungs­programm gehörten aber natürlich auch die bereits in früheren Perioden entstandenen Monu­mente: die Römerbrücke, die Barbarathermen, das Amphitheater sowie das Wahrzeichen Triers, die Porta Nigra. Unverzichtbar natürlich auch der Besuch im Rheinischen Landesmuseum sowie im Diözesanmuseum, in welchem mit dem sog. Konstantinischen Deckengemälde eine regel­rechte archäologische Sensation zu bestaunen ist.

Auf dem Weg von Trier nach Mainz machte die Gruppe einen Abstecher zum Oppidum Otzen­hausen im nördlichen Saarland. Zwar ist diese Anlage weder an Größe noch an Bedeutung mit Bibracte zu vergleichen, doch lässt sich hier ein Phänomen studieren, welches für keltische Op­pida in der späten La Tène-Zeit geradezu charakteristisch ist. Die meisten dieser Anlagen waren mit gewaltigen Befestigungsanlagen gesichert, die von Caesar in seiner Schrift über den Galli­schen Krieg detailliert beschrieben worden sind. Reste dieser Mauern in Form gewaltiger Stein-verstürze sind auf dem Gelände des ehemaligen Oppidum in Otzenhausen bis heute begehbar.

Die beiden letzten Stationen der Reise waren Mainz, unter dem Namen Mogontiacum die Hauptstadt der Provinz Germania Superior, sowie Köln, welches nach seiner Erhebung zur rö­mischen Kolonie unter Kaiser Claudius wenige Jahrzehnte später zur Metropole der Provinz Germania Inferior avancierte. Wichtigste Programmpunkte in beiden Städten waren jeweils Mu­seumsbesuche.


Nach Einschätzung der Lehrenden ist die Exkursion – nicht nur in fachlicher Hinsicht – als Erfolg zu bezeichnen. Dies ist nicht zuletzt den Studierenden geschuldet, die ausnahmslos gut vorbe­reitet und kompetent durch die Museen und Ausgrabungsstätten geführt bzw. vor den Bau­denkmälern referiert haben. Ein besonderer Dank geht an die Sekretärin des Lehrstuhles, Frau Angelika Jakob, die sowohl in der Vor- als auch in der Nachbereitung der Exkursion vielfältige Hilfe geleistet hat.

Ohne die finanzielle Unterstützung der Freunde und Förderer sowie anderer Geldgeber wäre allerdings die Reise gar nicht zustande gekommen. Im Namen aller Studierenden und Lehren­den möchte sich daher der Lehrstuhl sehr herzlich beim Vorstand und allen Mitgliedern des Ver­eins hierfür bedanken.

Mit freundlichen Grüßen
Agnes Luk, M.A
Dr. Bernhard Kremer

Römerstädte in den Gallischen und Germanischen Provinzen
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