Mittelmeer-Regionen im Vergleich: Friaul-Julisch Venetien (Triest) und Kroatien

Mittelmeer-Regionen im Vergleich: Friaul-Julisch Venetien (Triest) und Kroatien

2014

Die Exkursion „Mittelmeer-Regionen im Vergleich: Friaul-Julisch Venetien (Triest) und Kroatien“ im Sommer 2014 war bereits die 14. Studienreise des Lehrstuhls für Bayerische und Fränkische Landesgeschichte und beschäftigte sich mit einem Teil des ehemaligen Habsburgerreiches und mit dem Verhältnis seiner Nachfolgerstaaten untereinander. In den Ländern Italien, Slowenien, Kroatien und Österreich haben unter der Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Wüst und Tobias Riedl, M.A., 35 Teilnehmer zehn Städte erkundet.

Unseren ersten Zwischenstopp machten wir am Pfingstmontag in Salzburg, wo wir durch das Domquartier und die Kunstgalerie geführt wurden und einen Einblick in die vielfältigen Beziehungen der Kirchenfürsten zur Mittelmeer-Region erhielten. Abends erreichten wir müde unser Hauptziel Triest, das uns für die lange Anreise gleich mit seinem mediterranen Charme entschädigte.

Am ersten Tag in Triest wurden wir am Vormittag durch die verschiedenen Viertel der Stadt mit ihrer jeweils eigenen Geschichte und Erscheinung geführt; nach diesem beeindruckenden Rundgang durch die (Bau-)Geschichte der Stadt und ihre Sonderstellung beim Aufeinandertreffen verschiedener Volks-, Religions- und ideologischen Gruppen besuchten wir das zurecht wegen seiner Schönheit berühmte und von Erzählungen umrankte Schloss Miramare und am Nachmittag passten wir spontan unser Tagesprogramm aufgrund einer kleinen Problematik an der kroatischen Grenze an und besichtigten das slowenische Hafenstädtchen Koper, das uns durch seinen wiederum eigenen Charme für sich gewann.

Am Mittwoch fuhren wir zur römischen Siedlungsstadt Aquileia, um dort den berühmten und geschichtsträchtigen Dom sowie die archäologisch beeindruckenden Reste der Stadt zu erkunden, und anschließend in das unweit gelegene Grado, von wo aus wir eine Schifffahrt durch die „Laguna di Grado“ unternahmen und die Wallfahrtsinsel Barbana mit ihrer Kirche und dem Kloster besichtigten.

Am Donnerstag verließen wir das italienische Triest und machten uns auf den Weg zur kroatischen Hauptstadt Zagreb mit Zwischenhalten im – zurecht – vielgelobten habsburgischen Kurort Opatija und in der Fischerstadt Rijeka, die durch die slawische Mentalität einen interessanten Kontrast zu Triest bildete. Am Abend kehrten wir gemeinsam ein und lernten Kroatien auch aus gastronomischer Sicht näher kennen, um am nächsten Morgen gestärkt die Hauptstadt Kroatiens mit ihren vielen Facetten – vom mittelalterlichen Dom über die habsburgisch-beeinflusste Jugendstilarchitektur bis hin zu den Hinterlassenschaften der sozialistischen Ära – besichtigen zu können.

Danach traten wir die dritte Etappe unserer Exkursion an und fuhren ins österreichische Graz, das durch seine Gastlichkeit und Braukunst begeisterte. Von dort aus ging es am Samstag mit einem Zwischenstopp am altehrwürdigen Benediktinerkloster in Kremsmünster, das uns bei der Besichtigung als kulturelles Zentrum dieser Region vor Augen geführt wurde, gen Heimat. Während der Fahrten zwischen den einzelnen Städten und Ländern erweiterten wir unseren Horizont, indem wir Referate über die jeweilige Region, Sprache oder historische Entwicklung und Beziehungen hörten.

Auch konnten wir gute Rückschlüsse zu unserem vorbereitenden Seminar ziehen: Hauptpunkt unserer Diskussionen war die wesentlichste Gemeinsamkeit der meisten besuchten Gebiete: Was ist eine Nation und wie schafft sich ein Volk seine Identität? Wie gestaltet sich dieser Prozess im Mit- und Gegeneinander, wenn Volksgruppen aufeinander treffen? Welche Probleme, welche Chancen, welche Lösungsansätze waren erfolgreich oder scheiterten? Nicht immer waren wir uns einig bei diesem schwierigen Thema. Jedoch wurde uns allen gemeinsam wohl eins bewusst: diese Regionen leben von ihrer ungemeinen sprachlichen und kulturellen Vielfalt. Sie sind ein wahres Beispiel dafür, wie friedlich verschiedene Nationalitäten miteinander umgehen und zusammen leben. Und ist nicht vielleicht genau diese einfache Tatsache die Identität der Vielvölkerregionen?